Liebe Bravo-Community,
zurzeit fühle ich mich ein wenig wie eine schwangere Jungfrau, und weiß nicht wie ich dazu gekommen bin und wie mir eigentlich gerade geschieht. Hätte man mich noch vor ein paar Tagen gefragt, welches Auto ich auf keinen Fall fahren will, hätte ich drei Dinge angegeben:
- Benziner,
- Japaner und vor allem
- niemals einen SUV.
Alle drei Vorsätze werde ich vermutlich für die nächsten Jahre außer acht lassen. Warum? Weil mir von meinem Arbeitgeber ein unmoralisches Angebot gemacht wurde. Die Firmenwagenregelung zur privaten Nutzung macht es also möglich, dass ich sehr kurzfristig einen eineinhalbjährigen Misubishi ASX 1.6 MIVEC 2WD Intense ClearTec Intense von einer ehemaligen Kollegin übernehmen kann, die leider sehr kurzfristig aus unserem Unternehmen ausscheiden musste.
Alternativ könnte ich mir ja auch einen Wunschdienstwagen nach ein paar Budgetvorgaben zusammenstellen, aber die Umstände würden mich ca. noch ein halbes bis ein dreiviertel Jahr warten lassen müssen, da ja ersteinmal der Mitsu wegmüsste und die ganze Chose neu kalkuliert werden müsste. Habe ja einige Modelle ausgetestet, aber es braucht ja auch nur Zeit.
Nun also vielleicht ein Ende mit Schrecken, anstatt eines Schrecken ohne Ende? Nimmt man also den Spatz in der Hand und gibt ihm die Chance zum persönlichen Schwan zu werden? Oder schaut man weiterhin auf die Taube auf dem weit entfernten Dach? Eben.
Noch besitze ich also keinen Mitsubishi ASX, ich durfte aber seit heute ein Fahrzeug für eine Woche austesten und kann danach entscheiden, ob ich den Wagen für ca. 3 Jahre übernehmen werde. Schon komisch, dass man als ausgewiesener SUV-Hasser so auf einen ASX kommen kann, aber ich bin im Leben schon viele Fahrzeuge gefahren und mein derzeitiger Firmenwagen (ohne private Nutzung) ist immerhin ein Toyota Yaris, den ich ebenso ironisch wie liebevoll unseren Joghurtbecher nenne.
Trotzdem, ich und ein Japaner? Für viele Menschen meines Umfeldes geht das kaum zusammen... Ich bin also gespannt wie ein Flitzebogen... Steinigt mich, haut mich, gebt mir Tiernamen...
Der ASX ist für mich also ersteinmal ein unbeschriebenes Blatt, bin erst ein Mal kurz mit den Kollegen mitgefahren. Ich stehe dem Fahrzeug offen gegenüber, weil ich ein offener Mensch bin, aber ich bin skeptisch, weil mich aggressiv aussehende Japan-SUVs erst einmal nicht anmachen. Vielleicht werde ich ja hier vom Saulus zum Paulus? Wie gesagt ich komme auf den ASX wie die Jungfrau zum Kinde , aber die Chance zur Adoption ist extrem hoch...
Vor allem liegt das an der Tatsache, dass ich eine Tankkarte für eine freie Tankstelle am Arbeitsort bekomme und weil der Mitsu eine extrem gute Ausstattung, inkl. beleuchtetem Panoramadach, Tempomat, S&S-Automatik und die ganzen Gismos hat.
Wie gestern schon vermutet wurde mir der Schlüssel zur Testung des Mitsus heute früh gegen 9 Uhr übergeben. Er stand eine knappe Woche und die Eisschicht auf den Lampen und Fenstern war schon ziemlich dick. Als erstes fielen mir also witterungsbedingt die großen Fensterflächen auf. Teile der Windschutzscheibe konnte ich mit dem Scheibenenteiser, trotz 1.72 m Körpergröße nur auf Zehenspitzen erreichen. Eine Windschutzscheibenmatte lag leider zu dieser Zeit noch unbenutzt im Gepäckraum. Versehentlich habe wohl auch die Xenonscheinwerfer mit Enteiser behandelt und mit dem Eiskratzer malträtiert. Wie ein pfennigweiser Groschen dämmerte mir während dieser Handlung, dass ja auch die Scheinwerferreinigungsanlage eine Daseinsberechtigung haben müsste... Ich hoffe der ASX verzeiht mir diesen Anfängerfehler.
Gut. Die Scheiben waren irgendwann halbwegs frei. Leider knirschte die Kofferraumklappe ob der Menge des im Zwischenraum weiterhin befindlichen Eises beim Öffnen. Dahinter verbarg sich aber die erste große Überraschung für mich. Pilotenkoffer voller Schriftverkehr und Schleppirucksack waren problemlos im doch reichlich großen Kofferraum zu verstauen. Für Euch sicher nichts Neues, aber der Ladekomfort hat mich sehr positiv überrascht.
Also den unklappbaren Schlüssel aber kompakten Schlüssel in die Hand genommen und die weiten Toren des ASX geöffnet. Eingestiegen und prompt mit dem Kopf gegen den oberen Fensterholm geschlagen. Also hieß es Kopf einziehen und mich in den wohligen Sessel kuscheln. Der Hebel für die Sitzeinstellung war schnell gefunden, Kopfnüsse gehören nunmehr hoffentlich der Vergangenheit an.
Der nächste Schritt zu meinen ersten Metern, hieß den Schlüssel ins Schloss zu manövrieren. Auch hier nur mal so als Feststellung: Müssen alle japanischen Autos erst einmal ein Piepladung abgeben, noch bevor man den Motor startet? Dass Gurtwarner ab 10, 20 km/h anfangen zu piepen ist ja Normalzustand, aber hier sitzt man doch nur in der Kiste und bekommt schon die Ohren voll. Für Euch Japanprofis is das sicher eine einfache Gewöhnungssache, mir raubt es (noch) ganz schön den Nerv. Das Willkommensdisplay versüßt mir dann schon wieder den Tag. Obwohl: Das Dashboard war auf gleißend weiß gestellt, so dass es mich schon fast blendete. Der Kontrast zur knallroten Mittelkonsole ist da schon extrem auffallend. Auch so ein Ding, wo ich mich einfach nach dem Sinn der Handlung frage. Aber auch gut zu kompensensieren, wenn man das Knöpfchen für die Helligkeitseinstellung des Multifunktionsdisplays gefunden und seine Funktionsweise begriffen hat.
Haptik, Optik, Verarbeitung und Komfort der Bedienungselemente gefallen mir dagegen sehr gut. Mir fehlt ersteinmal nix und ich bereue nicht die Bedienungsanleitung noch im Handschuhfach belassen zu haben. Besonders schön finde ich die weitgehend fehlende Effekthascherei. Alles da, wo es hingehört, alles einigermaßen sinnvoll angeordnet. Bluetooth und USB-Stick habe ich aber noch nicht ausprobiert. Eile mit Weile, schließlich musste ich ja auch noch ein bisschen arbeiten. Die Intenseausstattung ist eine Feine. Dass die 117 Pferdchen des Benziners eher zurückhaltend agieren und der Motor ab 120 / 130 km/h ein wenig zu dröhnen anfängt, ist leider Fakt. Der ASX ist ein Einsechser klassischer Prägung, ohne Aufladung, ohne Gedöns. Dafür sorgen Leichtlaufreifen, hoher Aufbau und der hohe Aufbau für rechte laute Wind- und Abrollgeräusche, trotzdem finde ich den Motor nach einer Weile ehrlich gesagt sehr entspannend. Zumindest auf der Landstraße mit eingeschaltetem Tempomaten ist es ernsthaft gut auszuhalten. Und wenn man sich traut zurückzuschalten und ein paar Drehzahlen zu geben, kann auch der ein oder andere "Ich-fahre-im-Winter-nie-schneller-als-fünfzig" oder LKW überholt werden.
Als ich nach getaner Arbeit wieder auf den Hof der Schwiegereltern anrollte war die Family ganz aus dem Häusken. Schwiegerpapa fährt selber einen Nissan Juke und wollte sich den Mitsu natürlich ersteinmal nicht entgehen lassen. Die Liebste eroberte als erstes Kofferraum und Glasdach mit Ambientebeleuchtung und war ersteinmal entzückt. Ist der Intense-Benziner in Silber doch eher ein Frauenauto? Nur mal so eine These. Obwohl ich bei der ersten Autowäsche im Winterbetrieb ehrlich gesagt über die selbständig einklappenden Spiegel froh war. Schließlich stand noch eine Abendfahrt mit dem ASX und dem Schwager auf dem Programm. Sein Fazit: Wenn ich was zu meckern habe, mecker ich auf einen ziemlich hohen Niveau.
Mein Fazit des Erstkontaktes:
Tag 1 = Die Qualifikation für Tag 2 hat der ASX überstanden, aber das Herz ist noch nicht erobert.
Wie immer: Danke für die Aufmerksamkeit, "Sorry" für die Bleiwüste und allzeit gute Fahrt von Harry.
Für Anregungen, Kritik, Beschwerden und Häme bin ich gerne dankbar...