Hi @BM,
schönes Thema, aber auch sehr vielschichtig. Kann alles unterschreiben, was die Jungs schon vorgebracht haben.
Will Dich jetzt nicht zutexten, muss aber ein wenig ausholen. Ein paar Dinge, damit Du die Welt der DSLR vielleicht besser durchsteigst und die Fotografie in den Fundamenten besser kennen lernst.
Also die digitale Fotografie hat in den letzten Jahren große Sprünge gemacht und unterschiedlichste Ansätze verfolgt. Die Leistung der modernen Handy-Kameras reichen schon fast an kleine Kompakte heran, über die Spiegelreflex geht es weiter bis zu Mittelformat und Fachkameras. Letztere sind wirklich nur was für Profis und Werbefotografen.
Was bedeutet eigentlich DSLR. Eigentlich heist DSLR = digital single lens reflex , es gibt nämlich auch TLR, sogenannte twin-lens-reflex, aber das würde hier zu weit führen.
Die Kamera verfügt über einen Spiegel der zwischen Okular-Sucher und Objektiv verbaut ist. Das zu fotografierende Objekt wird mit dem Spiegel über ein Prisma (steckt unter dem oberen Buckel einer DSLR) in den Sucher abgebildet. Beim Abdrücken des Abzuges, wird der Spiegel hochgeklappt, so dass die Lichtinformation auf den dahinter sitzenden Sensor projiziert werden kann, das Foto entsteht. Man sieht also 1 zu 1 was man fotografiert. Diese Technik wird teilweise durch andere Verfahren ersetzt, indem ein elektronisches Bild auf den Sucher oder Bildschirm generiert wird, wie etwa bei den Kompakten oder bei den DSLR im LiveView-Modus. Nachteil, ein interner Rechner muss das Bild zunächst errechnen und darstellen, das kostet Zeit, zwar im Millisekundenbereich aber in der Sportfotografie ist das wichtig.
Der größte Vorteil, neben der puren Geschwindigkeit liegt in der Möglichkeit die Objektive nach Belieben und Anspruch zu wechseln.
Entscheidend für gute Ergebnisse sind der Sensor, die Linse und letztlich die Signalaufbereitung durch die Elektronik.
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Der Sensor:
Man hört und liest viel von Megapixel und die damit verbundene Auflösung.
Entscheidend für eine gute Auflösung und maximale Schärfe, ist neben der schlichten Sensorgröße auch die Anzahl der darauf befindlichen Bildsensoren also Bildpunkte.
Der Grundsatz, je größer ein Sensor und je mehr Pixel, desto detailreicher und schärfer das Bild stimmt aber nur zum Teil, manchmal verkehrt sich das Ergebnis auch.
Denn viele Megapixel = scharfes Bild ist nur die halbe Wahrheit, es gibt physikalische Grenzen, gleich mehr dazu.
Beim Handy sind die Bildsensoren in der Regel winzig und ca. 1x1 mm groß. Moderne DSLR haben viel größere Sensoren, dazu gleich mehr.
Ein paar Grundlagen:
Bleiben wir zunächst beim Handy mit Fotofunktion: Stell Dir einfach vor, dass auf einen 1x1mm Sensor gigantische 8 Mio Bildpunkte wie bei Samsung Galaxy oder iPhone draufgepackt sind, die liegen mächtig eng beieinander, das hat Auswirkungen.
Hier geht es, wie auch bei den Sensoren der DSLR, um den sogenannten Signalrauschabstand.
Zwischen den einzelnen Pixeln fließt ein schwacher Strom, aufgrund der „Enge“ kann dieser Überspringen und also benachbarte Sensoren mit Energie anregen, was zum Farbrauschen etc. führen kann und führt. (hat nur bedingt etwas mit der Schärfe eines Bildes zu tun, mehr mit der Auflösung – das Bild ist verpixelt und in der Farbe verwaschen). Um diese Schwäche auszugleichen werden aufwendige Rechenverfahren, sprich eine spezielle Kamerainterne-Software, bemüht.
Gerade auch bei den Sensoren der DSLR spielt der Signalrauschabstand eine große Rolle. Je mehr Pixel auf einen Sensor gepackt werden, desto schwieriger wird es mit dem Farbrauschen etc.. Dieses steigt noch an, wenn die Empfindlichkeit erhöht wird (z.B. bei Dämmerung , wenn der sogenannte ISO-Wert angehoben wird – auf deutsch der Ruhestrom wird erhöht, ergo zwischen den Sensoren fliest ein höherer Strom, um so mehr vom weniger werdenden Licht einzufangen, mal ganz platt formuliert). Mit einem höheren Ruhestrom kann aber auch mehr Energie auf benachbarte Pixel „überspringen“, Folge das Farbrauschen nimmt zu.
Also, um ein schön gestochen scharfes Bild mit geringem Farbrauschen zu bekommen reichen bei einer Crop-Kamera (gleich mehr dazu) in aller Regel 5 Megapixel. Moderne SLR bringen es heute jedoch auf mehr als 12, 18 oder mehr Megapixel. Zudem generiert man bei Sensoren mit vielen MP auch riesige Bilddateien (vom Datenvolumen her). Die Zunahme der Pixel im Verhältnis zu kleineren Sensorgrößen provoziert direkt proportional ein erhöhtes Farbrauschen – auf deutsch ein 12 MP Sensor kann oft schärfere Bilder erzeugen, als etwa ein 36 MP Sensor bei gleicher Sensorgröße! Schwierig ich weiß.
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Daher hier etwas zu dem Problem der Sensor-Größe:
Es gibt bei den heute gebräuchlichen DSLR Vertretern vier typische Sensorgrößen mit verschiedenstem Volumen von integrierten Pixeln.
Als Maßstab gilt das aus der analogen Fotografie stammende Kleinbildformat mit 24x36mm, so wie es @smokey55 auch schon geschrieben hat.
Entspricht der digitale Sensor genau dem typischen analogem Kleinbildformat spricht man von Vollformatkameras (bei Nikon FX genannt), diese haben eben eine digitalen Sensor mit der Größe 24x36 mm (864 mm² Fläche).
Die Sensoren der digitalen Kompakten lasse ich mal weg, die sind eh viel kleiner.
In der Welt der Consumer DSLR gibt es neben dem Vollformat (wie gesagt der Sensor entspricht 1 zu 1 der Bildgröße aus der analogen Kleinbild-Fotografie), welches gerne die Profis benutzen noch drei weitere Größen:
Four-Third-Sensoren, wie bei Sony etc. mit 17,3 x 13 mm (225 mm² Fläche)
APS-C, in der Hauptsache Canon mit 22,2 x 14,8 mm (329 mm² Fläche)
Und schließlich APS-C / DX – das Nikon Format mit 23,7 x 15,6 mm. (370 mm² Fläche)
Nur der Vollständigkeit halber genannt, gibt es noch digitale Mittelformatkameras mit einem riesigen Sensor mit 48 x 36 mm, wie z.B. Kameras der Firma Hasselblad und Mamiya. Sensoren mit riesigen Rauschabständen, damit werden Werbefotos geschossen die dann auf Häusergröße vergrößert werden können und immer noch gestochen scharf sind.
Durch die geringere Fläche der APS-C Sensoren ergeben sich verschiedene Formatfaktoren, auch Cropfaktoren genannt, die im Verhältnis zum klassischen Kleinbild zu sehen sind:
Four-Thirds haben einen Formatfaktor von 2, APS-C von Canon von 1,6 und APS-C /DX von Nikon einen Faktor von 1,5 – immer bezogen auf die Kleinbildgröße.
Diesen Formatfaktor muss man mit der Brennweite der Objektive multiplizieren. So ergibt sich aus einem 50 mm Standartobjektiv bei einer Nikon DX ein „scheinbares“ 75 mm Objektiv, bei Canon ein 80 mm und bei Sony ein 100 mm Objektiv. Problematisch wird es bei Weitwinkelobjektiven. Echte Weitwinkel haben Brennweiten von ca. 8 – 35 mm, bei Nikon mutieren diese auf ein 12 – 52,5 mm, bei Canon auf ein 12,8 – 56 mm und bei Sony auf ein 16 – 70 mm Objektiv, oft wird somit kein echtes Weitwinkel mehr erzeugt.
Wichtig die Brennweite des Objektives selbst wird nicht verändert, ein 50 mm bleibt ein 50 mm, aber an einer APS-C Kamera angeschlossen verändert sich durch den Formatfaktor der Bildausschnitt der dann eben einem 75 mm Objektiv entspricht. Alles nicht so einfach, ich weiß.
Manche sagen auch, was interessiert mich irgendein Formatfaktor, Hauptsache das Ding schießt gute Bilder…?
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Ich empfehle Dir, wie es die Jungs auch schon getan haben, eine DSLR mit Cropfaktor.
Eine Cropformat – Kamera ist viel günstiger als eine echte Vollformatkameras, bei dennoch bestechender Bildqualität.
Du hast die Qual der Wahl. Ich empfehle entweder eine von Canon oder Nikon.
Ich selbst bin großer Nikon-Fan. Warum, das würde Bücher fühlen. Der ewige Kontrahent von Nikon ist Canon, aber auch Sony, Pentax, Sigma und schlag mich tot was weiß ich noch für Hersteller spielen im Konzert ganz groß mit.
Ich würde an Dir empfehlen immer nur das Gehäuse, also den Body, zu kaufen und mir entsprechende Objektive dann dazu ordern. Sogenannte Kit-Objektive sind aus meiner Sicht allenfalls Einsteigerlinsen, womit wir beim Thema Objektive wären.
Kitobjektive werden als „Kit“ oft günstig im Verbund mit einem Body angeboten.
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Die Linse oder auch Objektiv,
ist aber das Zweitwichtigste. Bei einem Handy ist diese lediglich ca. 1- 2 mm² groß, da kommt nicht wirklich viel Licht durch (wie ein kleines Schlüsselloch). Objektive der DSLR sind deutlich größer, deren Durchmesser können zwischen 4 bis 12 cm oder gar darüber variieren. Große Linsendurchmesser sind daher keine Seltenheit und somit ein „echtes Fenster“ nach draußen, um bildlich gesprochen zu bleiben. Auch hier könnte man Romane schreiben.
Nur soviel, wie gut ein Objektiv ist, hängt von der Verarbeitung, der Art der Linsen (günstige Objektive sind oft mit Kunststofflinsen bestückt, Teure dagegen aus echten, hochvergütetem Glas etc.), der Farbneutralität (das Farbspektrum soll ja nicht verzehrt werden – stell Dir einfach ein Prisma vor, dass das Licht in seine Farbbestandteile aufspaltet – dass kann auch passieren, wenn das Licht durch Objektive und den einzelnen Linsengruppen dringt, man spricht von sogenannten Chromatischen Aberrationen – also Farbfehlern).
Von daher sind hochwertige Objektive apochromatisch(farb-) korrigiert. Viel Fachchinesisch, sorry.
Hinzukommt, die sogenannte Lichtstärke eines Objektives.
Glas aber auch Kunststoff hat die Eigenschaft Licht teilweise zu absorbieren, sprich, wenn das "Fenster" zu ist, kann es etwas dunkler sein, als wenn Du es aufmachst und direkt nach draußen schaust. Dies muss man aber immer in Abhängigkeit vom Öffnungsverhältnis der Blende des jeweiligen Objektives betrachten. Von daher ist man bemüht den „Lichtverlust“ so klein wie möglich zu halten, damit so viel wie möglich Lichtteilchen hinten auf den Foto-Sensor fallen können.
Je lichtstärker ein Objektiv , desto mehr kann man die Empfindlichkeit des Sensors drosseln, um ein gutes Bildergebnis zu erzielen.
Billige, lichtschwache Linsen erfordern oft ein Anheben der ISO-Werte (also der Empfindlichkeit des Sensors) was zu dann wiederum heftigen Farbrauschen führen kann - siehe obige Darstellung.
Viele Hersteller versuchen dann eben mit viel Software diese Fehler heraus zurechnen. Die Lichtstärke eines Objektivs hat aber nichts mit der Beleuchtungsstärke eines fotografischen Motivs zu tun, das sind zwei paar Schuh.
Die Lichtstärke eines Objektives wird mit dem Wert F 1,4 etc. angegeben oder auch im Verhältnis dargestellt, wie 1:1,4 (gesprochen Eins zu Eins Komma Vier). Je kleiner der Wert desto lichtstärker (lichtdurchlässiger) das Objektiv.
Zudem kommt es darauf an, dass das Objektiv aufgrund seiner Linsenkrümmung möglichst nicht verzerrt, also Kanten bekommen Bögen und Kurven. Es gibt tonnenförmige und kissenförmige Verzeichnungen. Auch diese Fehler werden heute meist softwaretechnisch eliminiert.
Teure Objektive verzeichnen oft weniger als Günstige, Zoom-Objektive oft mehr als Festbrennweiten usw..
Fassen wir zusammen, teure Linsen sind lichtstark, mit echten Glasbausteinen besetzt, farbkorrigiert mit guter Mechanik und Verzeichnen weniger etc. Günstige Linsen sind oft aus Kunststoff, lichtschwach und klappriger Mechanik und zaubern herrliche Bögen in die Landschaft. Die Mechanik ist insoweit wichtig, um das Bild scharf zu stellen und im Brennweitenbereich zu verändern (Zoom-Objektive).
Somit erklären sich Linsen, die nur wenige Hundert und mache viele Tausend Euro kosten.
Beispiel: für Nikon
Objektiv Nikkor 70-200 mm / 1:2,8 AF-SG ED VR II für knapp 2.000,- €
Objektiv Nikkor 70-300 mm / 1:4,5 – 5,6 G VR für sau günstige 500,- €
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Ich benutze die Semiprofessionelle D90 mit 12 MP und einen ganzen Schrank voll verschiedenster Objektive. Aber es ist ein Modell aus 2008, heute gibt es modernere Vertreter.
Da ich nur von Nikon sprechen kann, kann ich Dir folgende Kamera samt Objektiv empfehlen:
Body Nikon D 5100 und dazu das wirklich gute Nikon - Nikkor AF-S DX 16-85 mm, 1:3,5 – 5,6 G ED VR. Das ist ein toller Anfang für knapp mehr als 900,- € und Du wirst begeistert sein.
Die Nikon D 5100 hat die identische Fotoleistung der D 7000, ist günstiger und Du hast mehr interne Softwareoptionen. Willst Du es richtig krachen lassen, dann eine echte Vollformatkamera wie die Nikon D 800 mit gigantischen 36 MP samt erstklassigem Objektiv Nikkor Af-S Zoom 24-70 mm / 1:2,8 G ED , aber dann Du landest auch schnell bei 4.000,- €…
Mal richtig geil ist eine Vollformat Nikon D 3x, zwar nur 12 MP, aber sensationell in der Fotoleistung. Ein Kumpel hat sie, der Body kostet aber auch gebraucht noch mehr als 3.000 €. Muss also nicht sein.
Freilich kannst du auch Sony, Pentax oder Sigma kaufen.
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Anbei ein Bildbeispiel:
Nikon D 90 – mit 300 mm gezoomt…
Greez
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »turino« (19. September 2012, 04:36)