Höllentrip und alte Männer.
Für Lesefaule, die Kurzversion:
Im Urlaub ist mir die Bella leider kaputt gegangen. Trotz 20km Stau ist sie in 12 Stunden wieder nach Hause gekrochen. Jetzt ist sie wieder heile und ist 3cm tiefergelegt. Ich bin jetzt um 700 € ärmer und doch am Ende einigermaßen froh.
Hier die Version für Romanleser:
Meine "beste Frau von Allen" ist eine Hardcore-Hobby-Gärtnerin und -Floristin. Sie mag also jene Dinge, die ich gerne mal Gestrüpp nenne und an denen ich meinen gelb-/braunen Daumen ausleben kann.
;-)
Der Deal vor ein paar Wochen ging so:
In ihrer Gartenzeitschrift las sie von der sogenannten Floriade. Eine niederländische Gartenausstellung, die an wechselnden Orten nur alle 10 Jahre stattfindet und als weltweit größter floraler Wanderzirkus gilt. In diesem Jahr findet diese Floriade im grenznahen Venlo statt.
Da mir unsere westlichen Nachbarn außerhalb von Fußballmeisterschaften durchaus sehr symphatisch sind - ich liebe diese sehr vertrauten kleinen Unterschiede - willigte ich unter der Bedingung einer weiteren Nacht am Wasser in meinem persönlichen Lieblingsörtchen ein. Zu groß war die Verlockung eines Fischbrötchens aus dem besten Fischimbiss der Welt. Der Imbiss heißt tatsächlich "Peter Visser" und liegt direkt am Hafen des Städtchens Enkhuizen am IJsselmeer.
Also wurden unkompliziert via Netz zwei Nächte im deutschen Neuss und eine Nacht in Enkhuizen günstig gebucht und am letzten Freitag ging es gen Südwesten. Mittags waren wir im Hotel. Bella gab alles und machte keine Mätzchen. Ausruhen, Stadtrundgang, italienische Trattoria, Wannenbad, schlafen - alles gut, alles super. Am Sonnabend dann die 30 km von Neuss nach Venlo. Das war eine ziemlich teure Kiste. Eintritt + Seilbahnfahrt + Parkplatz + Busshuttle: siebzig Euronen. Ich denke, dass kann man sich einmal in der Dekade schon gönnen. Abends Essen und ein Altbierchen im Dorfgasthof Deuss in Korschenbroich- nett, gut und günstig. Abends im Hotel dann Fussballgucken, sich über Gomez freuen, sich über Scholl ärgern, vor dem Hotel beim Zigarette rauchen traurige Oranjes trösten :Banane35:, Küsschen an Liebste , schlafen.
Nach dem Frühstück sollte es am Sonntag durch die Niederrheinebene (A57) über Arnheim, Flevoland und dem Mitteldeich nach Enkhuizen gehen. Wie ich meiner Liebsten erfolgreich schöngeredet habe: nur Landstraße, mit Pause knappe drei Stunden und 180km quer durch die Niederlande. Grundsätzlich ist im Fiat Bravo ja immer schon der Weg das Ziel, so viel Spaß, wie die Kiste macht.
Dann, auf halben Wege der riesen Schock: plötzlicher Leistungsabfall, gelbe Kontrollleuchte, "Motor kontrollieren lassen". Mist, das AGR-Ventil wurde doch erst vor 20.000 km gewechselt. Am nächsten Parkplatz habe ich geschaut und nichts gefunden. Die Gasannahme war zwar erschwert, aber die Bella schwang sich nach verlängertem Anlauf dann doch noch zu 140km/h auf. Der Wagen fuhr sich, eigentlich wie mein alter Astra-Diesel mit 75PS ohne Turbozug. Da die Motortemperatur ok war und auch der Ölstand gleich blieb also die Entscheidung:
Augen zu und durch. Auf nach Enkhuizen und Montag früh wieder zurück gen Heimat. Am Dienstag sollten sowieso meine günstig geschossenen Eibachs von meiner Dorfwerke eingebaut werden. Die Angst eines zerschossenen Turbo war aber irgendwo schon im Hinterstübchen vorhanden.
Trotzdem konnten wir den herrlichen Sonntag am IJsselmeer sehr genießen. Das Fischbrötchen war wie immer köstlich und Enkhuizen gefällt uns beiden immer besser.
Nach dem schlichten, aber reichhaltigen Frühstück dann die Eingabe ins Navi "Nach Hause". Uppsala, das waren wirklich 512 km? Das hatte ich ja völlig vergessen...
Über die Kurstadt (ha,ha,ha) Bad Oeynhausen ging es bis zur Auffahrt auf die A2 zwar velangsamt, aber immerhin gut voran. Wir waren guter Dinge, bis kurz vor der Ausfahrt Veltheim. Die 15km habe ich schon den ganzen Tag über Radio gehört. Vollsperrung der A2 zwischen Rinteln und Rehren. Leider habe ich die beiden Ausfahrten verwechselt, kreuzte den Stau versehentlich 2 Mal und fand mich zwischenzeitlich sogar wieder Richtung Dortmund.
Als wir durch Rinteln juckelten, fing im Stopp-and-go des Feierabendstauverkehrs die Bella an zwischenzeitlich zu pfeifen. Meine Frau konnte auch einen "leichten Spritgeruch" auffangen, der mir leider verborgen blieb. Kurz hinter Goslar merkte ich, dass sich mit einem Male das Getriebe schwer schalten ließ. Schließlich waren wir nach 12 Stunden auch zu Hause, völlig platt ging es mit uns in die Heia und am Dienstag ging es mit der Bella in die Werke.
Diagnose am Dienstag nachmittag: AGR und Turbo waren in Ordnung aber gleich zwei Ansaugrohre des Ventils sind glatt durchgebrochen. Eines sollte 60, das längere sogar 360 € kosten. :shock: Der Meister meinte, es sei ihm beim Bravo noch nicht untergekommen und unerklärlich. Bei älteren Ducatos würden die Rohre schon einmal durchbrechen. Materialfehler. Knapp 500 € Schaden. Ich habe mir die Schläuche angeschaut und die waren ganz schön stark verformt und offenbar geplatzt.
Einziger Lichtblick: Als Stammkunde war die Rechnung nicht sofort fällig und ich darf die Gesamtrechnung in Höhe von ziemlich genau 700 Euro (inkl. aller Arbeiten und Abnahme der Federn) in zwei Raten zahlen. Kulanzantrag sollte man sich, laut Meister, überlegen. Gefährlich war die Aktion wohl auch, da Abgase in den Innenraum gekommen und der Motor stark verrust war.
Im Gesamtpreis war auch eine erneute Kupplungsentlüftung und eine Motorwäsche sowie für die Federn alle Tüv-Gebühren und die obligatorische Achsvermessung (die in drei Wochen erfolgen wird) inklu.
Die Bella fährt sich jetzt wieder wie neu und aufgrund der neuen Eibachs sogar besser denn je. Sie sieht auch, ohne ihre Hochbeinigkeit einfach besser aus und sitzt satt und sauber auf der Straße. Der Restkomfort ist völlig in Ordnung und der Rücken des alten Mannes wird nicht über Gebühr beansprucht. Natürlich fahre ich noch sehr vorsichtig, weil sich die Federn ja noch setzen müssen.
Bilder der Tiefergelegten und der kaputten Rohre folgen in Kürze und bei besserem Licht.
Grüße und vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Harry.