Fiat-Bravo.info

Hier noch ein schöner Beitrag zum Thema:

http://www.zeit.de/stimmts/1998/1998_48_stimmts

Zitat

Original von bravo-eddi
Hallo zusammen,
ich war jetzt erst (nach einem Jahr,12500 km) auf der Autobahn zum Testen und war frustriert, ebene Strecke, Motor schön warm, Vollgas über mehrere Kilometer und kam nur auf ca. 192 km/h, d.h. abzüglich der Tachoungenauigkeit von 10km/h sind das reale 180 km/h...das kann doch nicht sein mit 120 PS! Mein Verkäufer meinte, das liege am Training, ich sollte öfters mal hochtourig fahren, dann würde er schon noch kommen, geht natürlich auf den Spritverbrauch, klar. Mir ist auch klar, daß man in den seltensten Fällen noch 200 km/h fahren kann bei dem Verkehr, aber ich wollte ihn einfach mal richtig heizen, da ich viel Kurzstrecke fahre.
Was ist eure Erfahrung? Muß man öfters Vollgas fahren um den Bravo richtig frei zu bekommen?
Gruß
Eddi

Also grundsätzlich werden moderne Motoren auf den Prüfstand ab Werk "eingefahren". Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Aufgrund der Serienstreuung (unterschiedliche Maße im 1000stel - mm - Bereich können Unterschiede dennoch auftreten. Ein ordentlich vom Fahrer eingefahrener Motor läuft immer deutlich besser, als diejenigen, die vom 1. Km an gedroschen bzw. wie die Oma befahren werden.

Nach längerem untertourigen Fahren bzw. Stadtfahrten, egal ob Benziner oder Diesel, enstehen "Ablagerungen" - "Verußungen", "Verkokungen", "Benzinsteine" etc., die natürlich sich negativ auf das Strömungsverhalten vom Kraftstoffgemischen, wie auch als mechanische Widerstände am Kolben, Zylinderwände, Ventile etc.etc. auswirken können. Diese müssen erst wieder "freigebrannt" werden.

Von daher laufen sogenannte "Vertreterautos" auch deutlich besser, weil diese über lange Strecken auf Autobahnen bewegt werden.

Durch höhere Drehzahlen, größere Einspritzmengen an Kraftstoffen, höhere Turboladerumdrehungen etc. entstehen höhere Betriebsdrücke und natürlich auch höhere Temperaturen, die die Rückstände (wenn nicht zu alt) "Abbrennen" bzw. "Abbreiben".

Das "Freibrennen" würde ich aber nicht mit der sprichwörtlichen Axt im Wald angehen. Der Motor muss sich erst an die höhere Beanspruchung "gewöhnen".

Also erst mal in Ruhe mit mittleren Drehzahlen (beim Diesel bei max. 2000 U/min) und beim Benziner (max. 3500 U/min) warmfahren. Erst mit betriebswarmen Motor Stück für Stück mehr Gas geben. Beim Diesel mit warmgefahren Motor beim max. (3.500 U/min) ein paar Kilometer ziehen lassen, um dann sich an die Drehzahlgrenze vorzuarbeiten. Ich fahre nie von den ersten Kilometern her Vollgas. Wenn dann (beim Diesel ca. 4200 U/min) erreicht sind, wenigsten mal 5 bis 10 km auf der Autobahn "freiblasen". Tempo drosseln und Prozedere immer mal wieder wiederholen.

Wichtig die Höchstdrehzahlen bitte erst mit dem 4. Gang aufwärts abfordern, sonst drohen unnötiger Getriebe- und Kupplungsverschleiß.

Also man kann auch im 4. Gang den Motor frei bekommen, man muss nicht im 6. Gang bis zur Höchstgeschwindigkeit losfauchen.

In der Regel werden Motoren nach Urlabusfahrten und bei entsprechenden Distanzen dies mit einem besseren Ansprechverhalten und geringerem Verbrauch belohnen. Manche sagen: "Er läuft irgendwie ruhiger, runder..."

Das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit (zumindest Werksangaben) sollten dann kein Problem mehr darstellen.

Wichtig, nach großer Beanspruchung auch immer der Maschine Zeit geben "runter zu kommen" bzw. sich abzukühlen. Totales Gift: Auf Autobahn durchheizen, mal eben auf Rastplatz und abruppt abstellen = Tod eines jeden guten Motors!

Grund: die hohen Betriebstemperaturen können beim abgeschalteten Motor nicht mehr abgeführt werden (über das Kühlwasser - Wasserpumpe - Fahrtwind etc.).

Motorradfahrer wissen was ich meine!

Was viele aber nicht wissen, bei Turbomotoren routieren die Lader mit weit über 100.000 Umdrehungen. Wird der Motor nach hohen Betriebsdrehzahlen sofort gestoppt (Mechaniker sprechen vom: Pippisyndrom - Fahrer plötzlich muss Pinkeln und hält am Parkplatz an), dreht der Lader munter weiter (dieser wird wie eine Windmühle durch Luftdruck - Abgasdruck - in Bewegung gebracht und hört mit Nachlassen des Luftdruckes eben nicht sofort auf sich zu drehen!!!). Das bedeutet. der Motor steht, der Lader dreht ein paar Sekunden bis zur einer halben Minute weiter und verbrennt dabei das ihm umgebene kühlende Öl, was aber ohne laufende Ölpumpe im Lader "steht", es kommt zum "Festgehen" des Laders - Folge Motorschaden... Leute die paar Sekunden reichen! Also lieber im Stand noch etwas vor sich hin blubbern lassen! (Bei VW steht das im Betriebshandbuch bei Fiat nicht)


Nun könnten einige von Euch sagen, was für ein doofer Aufriß, ist doch nur ein Auto. Stimmt!!! Im Alltag ist es oft schwierig und teilweise sinnlos, alles einzuhalten, aber bei dem einen zieht die Karre eben durch beim anderen nicht... ;-)